Ein undichtes Dach ist kein kleiner Ärger - es ist eine Zeitbombe. Jedes Mal, wenn es regnet, sickert Wasser durch Risse, lose Ziegel oder defekte Dachrinnen und frisst sich langsam, aber sicher durch Dachboden, Isolierung und sogar die Decke Ihrer Wohnung. Die ersten Anzeichen? Feuchtigkeit an der Wand, braune Flecken an der Decke, ein modriger Geruch im Dachgeschoss. Wenn Sie das ignorieren, wird es teuer. Sehr teuer. Laut der Deutschen Schadenshilfe entstehen jährlich Milliarden an Schäden in deutschen Haushalten, weil Menschen zu lange warten, bis sie handeln.
Wo genau kommt das Wasser rein?
Viele denken, der Fleck an der Decke ist die Quelle. Das ist ein großer Fehler. Wasser läuft nicht senkrecht nach unten - es wandert. Die Velux-Studie aus 2023 zeigt: Die Distanz zwischen Eintrittspunkt und Austrittsstelle beträgt im Durchschnitt 2,3 Meter. Ein gebrochener Ziegel am Dachfirst kann das Wasser direkt über die Sparren ins Innere leiten - und erst unten an der Wand tropft es. Deshalb: Suchen Sie nicht nur dort, wo es tropft. Steigen Sie aufs Dach. Schauen Sie sich die Dachfläche genau an. Besonders anfällig sind:- Stellen, wo Dachziegel oder -platten gebrochen oder verschoben sind
- Umgebung von Dachfenstern, Lüftungsrohren oder Schornsteinen
- Übergänge zwischen verschiedenen Dachbereichen (z. B. Walmdach zu Flachdach)
- Dachrinnen und Fallrohre, die verstopft oder abgeknickt sind
Wenn Sie keinen Zugang zum Dach haben, schauen Sie im Dachboden mit einer Taschenlampe nach feuchten Holzbalken, dunklen Stellen an der Dachhaut oder Pilzbefall. Das ist ein sicheres Zeichen für einen undichten Punkt.
Was ist ein kleiner Schaden - und was ist schon ein Notfall?
Nicht jede Undichtigkeit braucht einen Dachdecker. Aber Sie müssen genau wissen, wann Sie selbst handeln dürfen - und wann es gefährlich wird.Kleine Schäden (unter 5 cm Durchmesser):
- Einzeln gebrochener Ziegel
- Kleine Risse in der Dachdichtung
- Lockere Nägel oder beschädigte Dachpappe
Dafür können Sie selbst reparieren. Mit den richtigen Materialien und einer klaren Vorgehensweise. Aber ab 10 cm Durchmesser oder wenn mehr als 30 % der Dachfläche betroffen ist, hört die Eigenreparatur auf. Dann geht es um Statik, Feuchtigkeitsschäden in der Konstruktion und mögliche Sturmschäden. Hier brauchen Sie einen Profi. Kein Selbstversuch. Kein Risiko.
Die 4 besten Notlösungen - und was wirklich hält
Sie haben einen Schaden entdeckt, es regnet morgen - und Sie brauchen jetzt eine Lösung. Hier sind die vier bewährtesten Methoden für eine schnelle Reparatur, mit echten Zahlen und Erfahrungen.1. Bitumen-basierter Dichtstoff (für Risse und kleine Löcher)
Das Standardmittel für Laien. Einfach auftragen, trocknen lassen, fertig. Bitumenkleber haftet auf Ziegel, Beton, Metall und Holz. Die Deutsche Schadenshilfe bestätigt: Bei einer Schichtdicke von mindestens 3 mm hält er bei Temperaturen von -20°C bis +80°C. Die Aushärtungszeit: 24 Stunden bei 20°C. Kein Problem, wenn es nicht regnet. Aber bei Nässe? Dann funktioniert er nicht. Wichtig: Reinigen Sie die Stelle vorher mit einem Drahtbürstchen. Alte Schmutzschicht = schlechte Haftung.
Ein Nutzer auf TOOM berichtet: „Nach 18 Monaten immer noch dicht. Kosten: 12 € für 5 m².“ Ein anderer auf Reddit: „Hat nach 3 Wochen abgeblättert - Sonne hat es zerstört.“ Warum? Weil er kein UV-beständiges Produkt genommen hat. Achten Sie auf „UV-beständig“ auf der Verpackung.
2. Selbstklebende Dachpappe (für größere Flächen)
Die beste Wahl, wenn Sie eine Fläche von 10-30 cm abdichten müssen. Die Pappe ist 2,5-4,5 mm dick, hat eine Klebeschicht und lässt sich einfach abziehen und aufkleben. Temperaturbeständig von -30°C bis +110°C. Kein Feuer, kein Kleber - einfach abziehen, anpressen, fertig. Ideal für Dachrinnenanschlüsse oder um Dachfenster herum. Die Materialkosten liegen bei 10-15 €/m².
Wichtig: Die Fläche muss trocken und staubfrei sein. Sonst haftet es nicht. Und: Kleben Sie immer über den Schaden hinaus - mindestens 10 cm in jede Richtung. Sonst läuft das Wasser daran vorbei und schadet weiter.
3. EPDM-Folie (für langfristige Notlösungen)
EPDM ist ein synthetischer Kautschuk - extrem widerstandsfähig. Die Folie ist nur 1,2-1,5 mm dünn, aber sie hält bis zu 50 Jahre UV-Strahlung aus. Ideal für Flachdächer oder als Unterlage unter Dachziegeln. Die Kosten sind höher: 15-20 €/m². Aber sie ist witterungsbeständig, dehnbar und lässt sich mit speziellem Kleber verkleben. Sie brauchen keinen Gasbrenner. Kein Risiko durch offene Flamme. Für Dächer mit Photovoltaik oder Gründächern ist sie oft die einzige sichere Option.
4. Flüssigkunststoffsysteme (für nahtlose Abdichtung)
Wenn Sie eine ganze Dachrinne oder ein größeres Loch abdichten wollen, ist Flüssigkunststoff die beste Wahl. Es wird wie Farbe aufgetragen und härtet zu einer elastischen Schicht aus. Die Schichtdicke muss mindestens 2,5 mm betragen - sonst reißt sie. Die Aushärtung dauert 72 Stunden. Und: Sie brauchen ein Vlies als Verstärkung. Ohne Vlies = Blasenbildung. Ein Nutzer auf Dachdecker-Net schreibt: „Ohne Grundierung - nach 6 Monaten komplett abgeplatzt.“
Flüssigkunststoff ist nicht für Anfänger. Aber wenn Sie es richtig machen, hält es 10-15 Jahre. Die Kosten: 12-18 €/m².
Was Sie auf keinen Fall tun sollten
Einige „Lösungen“ sind gefährlich. Sie verschlimmern den Schaden - und machen die spätere Reparatur teurer.
- Kein normales Silikon! Es ist nicht für Dächer gemacht. Es verliert seine Elastizität bei Sonne und Kälte. Hält maximal 6 Monate.
- Kein Klebeband aus dem Baumarkt! Die Billigprodukte lösen sich bei Temperaturen über 30°C. Die Verbraucherzentrale Bayern hat 2023 12 verschiedene Produkte getestet - 8 davon versagten innerhalb von 12 Monaten.
- Kein Wasser mit dem Hochdruckreiniger wegspritzen! Das beschädigt die Ziegel noch mehr. Der Sicherheitsabstand muss mindestens 60 cm betragen. Und nur bei trockenem Wetter.
- Kein Dachpappe einfach aufs nasse Dach kleben! Feuchtigkeit bleibt eingeschlossen. Das führt zu Schimmel, Holzfäule und teuren Sanierungen. Die Deutsche Schadenshilfe sagt: 42 % aller provisorischen Reparaturen durch Laien beschleunigen den Schaden - weil die Feuchtigkeit nicht rauskommt.
So reparieren Sie einen Ziegel - Schritt für Schritt
Ein gebrochener Ziegel ist der häufigste Schaden. Hier ist, wie Sie ihn selbst ersetzen - mit Werkzeug, das jeder hat.
- Ziegel lösen: Steigen Sie aufs Dach. Heben Sie die Ziegel über und unter dem defekten Ziegel leicht an. Legen Sie Holzkeile unter die Nachbarziegel - so verhindern Sie, dass sie verrutschen.
- Defekten Ziegel entfernen: Ziehen Sie den gebrochenen Ziegel vorsichtig heraus. Achten Sie auf die Nägel oder Haken, die ihn halten. Entfernen Sie diese mit einer Zange.
- Neuen Ziegel einsetzen: Legen Sie den neuen Ziegel in die Lücke. Achten Sie auf die richtige Ausrichtung - er muss genau wie die anderen liegen.
- Sichern: Setzen Sie die Holzkeile wieder ein. Drücken Sie den neuen Ziegel fest. Setzen Sie einen neuen Haken oder Nagel ein. Wenn nötig, tragen Sie etwas Bitumenkleber an den Seiten auf, um die Dichtung zu verbessern.
Dauer: 15-20 Minuten pro Ziegel. Kosten: 3-8 € pro Ziegel. Sie brauchen einen Ersatzziegel - den bekommen Sie bei jedem Dachdecker oder im Baumarkt. Geben Sie die Farbe und Form an. Nicht alle Ziegel sind gleich.
Wann rufen Sie einen Profi?
Sie haben alles versucht. Es tropft trotzdem. Oder Sie haben Angst, aufs Dach zu steigen? Dann ist es Zeit für einen Dachdecker. Aber nicht irgendeinen. Fragen Sie nach:
- Ob er eine Schadensanalyse mit Fotos macht - nicht nur „Ich schau mal“
- Ob er Ihnen eine schriftliche Kostenübersicht gibt - mit Material und Arbeit
- Ob er auf die Ursache eingeht - nicht nur auf den Fleck
Ein guter Dachdecker prüft auch die Dachrinnen, die Lüftung und die Isolierung. Denn oft ist das Problem nicht das Dach - sondern die Luftfeuchtigkeit im Dachboden, die Kondenswasser bildet. Das ist ein anderes Problem - und braucht andere Lösungen.
Die durchschnittlichen Kosten für einen Notdienst: 180-350 €. Das klingt viel. Aber im Vergleich zu einem Wasserschaden in der Wohnung - der leicht 5.000 € kostet - ist das ein Schnäppchen.
Was kommt als Nächstes? Die Zukunft der Dachreparatur
Die Technik entwickelt sich. Seit Anfang 2023 bietet Herrdachziegel ein kostenloses Tool an: Sie laden ein Foto Ihres Dachs hoch - und das Programm zeigt Ihnen, wo die Schäden sind und wie viel die Reparatur kostet. Das ist praktisch. Und es wird sich durchsetzen.
Auch neue Materialien kommen. Selbstheilende Bitumenformulierungen mit Mikrokapseln, die bei Rissen ihre eigene Dichtung freisetzen, sollen ab 2024 erhältlich sein. Und umweltfreundliche Alternativen aus Bio-Bitumen - die bis 2025 12 % des Marktes ausmachen sollen.
Aber eines bleibt: Kein Material ersetzt eine gute Diagnose. Und kein Produkt hält, wenn die Ursache nicht beseitigt wird. Ein undichtes Dach ist kein Problem der Oberfläche - es ist ein Problem der Konstruktion. Und das lässt sich nicht mit Klebeband lösen.
Was tun, wenn es jetzt regnet?
Sie haben einen Schaden entdeckt - und es regnet in einer Stunde? Dann machen Sie das:
- Stellen Sie Eimer unter die Tropfstellen - und markieren Sie sie mit Klebeband.
- Wenn möglich, trocknen Sie die feuchte Stelle im Dachboden mit einem Fön oder einem Heizlüfter - so verhindern Sie Schimmel.
- Legen Sie eine Folie über die Stelle im Dachboden - so schützen Sie die Decke.
- Notieren Sie sich, wo genau das Wasser eintritt - mit Foto und Datum.
- Planen Sie die Reparatur für den nächsten trockenen Tag - nicht später.
Ein undichtes Dach ist kein Problem, das Sie morgen lösen können. Es ist ein Problem, das Sie heute anpacken müssen. Jeder Tag, den Sie warten, kostet Geld. Und manchmal auch Ihre Gesundheit.
Wie erkenne ich, ob mein Dach undicht ist?
Sie erkennen ein undichtes Dach an braunen Flecken an der Decke, einem modrigen Geruch im Dachboden, feuchten Holzbalken oder Schimmel an den Wänden. Auch wenn Wasser nach starkem Regen an der Dachrinne oder an Dachfenstern austritt, ist das ein Warnsignal. Ein professioneller Dachdecker kann mit einer Infrarotkamera oder einer Luftdichtigkeitsprüfung den genauen Eintrittspunkt finden - oft ist er weit entfernt von der sichtbaren Schadensstelle.
Kann ich ein undichtes Dach mit Silikon reparieren?
Nein. Normales Silikon ist nicht für Dächer geeignet. Es wird spröde bei Kälte, verliert seine Klebkraft bei Sonne und hält maximal ein Jahr. Verwenden Sie nur spezielle Dachdichtstoffe mit UV-Beständigkeit - wie Bitumen, EPDM oder Flüssigkunststoff. Silikon kann sogar die Feuchtigkeit einschließen und Schimmel fördern.
Wie lange hält eine provisorische Dachreparatur?
Das hängt vom Material und der Witterung ab. Bitumenkleber hält 1-3 Jahre, wenn er richtig aufgetragen wurde. Selbstklebende Dachpappe hält 3-5 Jahre. EPDM-Folie kann bis zu 20 Jahre halten. Aber: Provisorisch heißt nicht dauerhaft. Jede Notlösung ist nur ein Übergang, bis eine fachgerechte Sanierung stattfindet. Billigprodukte versagen oft innerhalb von 6-12 Monaten - besonders bei starker Sonneneinstrahlung.
Was kostet eine professionelle Dachreparatur?
Für eine kleine Reparatur (ein Ziegel, eine Dachrinne) zahlen Sie zwischen 180 und 350 €. Für eine größere Sanierung (mehrere Ziegel, Dachpappe erneuern) liegen die Kosten bei 800-3.000 €. Wenn die gesamte Dachdeckung erneuert werden muss, rechnen Sie mit 30-60 € pro Quadratmeter. Aber: Eine teure Reparatur ist immer günstiger als ein Wasserschaden in der Wohnung - der leicht 5.000-20.000 € kostet.
Darf ich mein Dach mit einem Hochdruckreiniger reinigen?
Nur mit Vorsicht. Ein Hochdruckreiniger kann Ziegel, Dachpappe oder Dachfenster beschädigen. Der Sicherheitsabstand muss mindestens 60-80 cm betragen. Reinigen Sie nur trockene Dächer - niemals bei Nässe. Besser: Verwenden Sie eine Bürste und ein mildes Reinigungsmittel. Oder lassen Sie es von einem Profi machen - das ist sicherer und schonender.