Ein feuchtes Bad ist kein normaler Zustand - es ist ein Warnsignal. Jeder Schimmelfleck an der Wand, jeder abblätternde Anstrich, jeder muffelige Geruch nach dem Duschen sagt: Hier wurde etwas falsch gemacht. Und oft liegt der Fehler nicht in der Dusche, nicht in der Fliese, nicht im Abfluss - sondern darunter. In der Abdichtung. Viele renovieren ihr Bad, legen neue Fliesen, kaufen einen modernen Waschtisch - und vergessen das Wichtigste: die Dampfsperre. Doch hier liegt der entscheidende Unterschied: Im Bad brauchen Sie keine Dampfbremse. Sie brauchen eine Dampfsperre.
Warum Dampfbremse im Bad falsch ist
Viele Baustoffhändler, DIY-YouTube-Videos und sogar einige Handwerker sprechen von einer „Dampfbremse“ im Bad. Das ist irreführend - und gefährlich. Eine Dampfbremse dient dazu, Wasserdampf langsam durch eine Wand zu leiten, ohne ihn vollständig zu stoppen. Das funktioniert gut im Dachbereich, wo es nur um Luftfeuchtigkeit aus der Wohnung geht. Im Bad aber trifft Wasser nicht als Dampf auf die Wand - es spritzt, läuft, sickert. Duschen, Baden, Waschen: Jede Minute entsteht bis zu einem Liter Wasserdampf. Und der will nicht nur gebremst werden - er muss komplett gestoppt werden.DIN 18534, die deutsche Norm für Abdichtungen im Hochbau, sagt klar: Nassbereiche wie Dusche, Badewanne oder Waschraum brauchen eine wasserdichte Flächenabdichtung mit einer Dampfdurchlässigkeit von weniger als 0,001 g/m²h. Das ist kein Wert, den eine Dampfbremse erreicht. Eine echte Dampfsperre hat einen sd-Wert von mehr als 1.500 Metern. Das bedeutet: Sie wirkt wie eine unsichtbare Folie aus Gummi, die kein Tropfen durchlässt. Und das ist das Minimum.
Was Sie wirklich brauchen: Flüssigabdichtung oder Bitumenbahnen
In der Praxis gibt es zwei bewährte Systeme für Badezimmer:- Flüssigabdichtungen: Zementbasierte oder kunststoffmodifizierte Massen, die wie Farbe aufgetragen werden. Sie verbinden sich mit dem Untergrund, bilden eine elastische, rissüberbrückende Schicht. Marken wie WUFI, Sika, oder Knauf bieten Systeme, die speziell für Nassräume entwickelt wurden.
- Kunststoffmodifizierte Bitumenbahnen: Dicke, flexible Bahnen, die mit Gasbrenner verklebt werden. Sie eignen sich besonders für große Flächen oder wenn der Untergrund uneben ist.
Beide Systeme müssen nach Herstellervorgaben verarbeitet werden - kein „einfach draufpinseln“. Die Oberfläche muss staubfrei, trocken und fest sein. Vorherige Putzschäden oder lose Fliesen müssen entfernt werden. Eine schlechte Vorbereitung macht jede teure Abdichtung nutzlos.
Die drei goldenen Regeln für die Abdichtung
Es gibt drei Regeln, die jeder, der sein Bad selbst abdichtet, befolgen muss - sonst läuft er Gefahr, in ein paar Jahren den ganzen Raum neu zu machen.
- Mindestens 15 cm über den Boden hinaus: Die Abdichtung muss an den Wänden mindestens 15 cm über den Dusch- oder Badewannenrand reichen. Bei Duschen mit Bodendusche reicht das nicht - da muss sie bis zur Decke oder zumindest bis zur Deckenleiste gehen. Wer nur 10 cm macht, macht einen Fehler, der in 90 % der Schadensfälle vorkommt.
- Anschlüsse sind entscheidend: Wo die Abdichtung auf Armaturen, Abläufe oder Rohre trifft, wird sie nicht einfach abgeschnitten. Sie wird mit speziellen Dichtungsringen, Anschlussbändern oder Dichtungsmassen umschlossen. Ein Ablauf wird nicht einfach durchgestochen - er wird mit einer flexiblen Dichtung umgeben, die sich mit der Bewegung des Rohres mitbewegt. Sonst reißt die Abdichtung - und Wasser läuft in die Wand.
- Keine Lücken, keine Falten: Flüssigabdichtung wird mit einer Rolle oder Bürste gleichmäßig aufgetragen - nicht mal hier, mal da. Jede unbedeckte Stelle wird später zur Leckstelle. Bei Bahnen darf keine Falte bleiben - sie muss glatt verklebt werden. Selbst eine winzige Luftblase kann nach Jahren zu einem großen Schaden führen.
Was Sie nicht tun dürfen
Es gibt einige gängige Fehler, die fast jeder macht - und die fast immer zu Schäden führen.
- Nicht einfach Dampfbremse aus dem Dachbereich nehmen: Eine Folie aus dem Baumarkt, die fürs Dach gedacht ist, ist im Bad nutzlos. Sie reißt bei minimalem Druck, sie verklebt nicht mit Putz, sie lässt Wasser durch.
- Nicht mit Gipskartonplatten abdecken: Gipskarton ist nicht wasserfest. Wenn Wasser durch eine fehlerhafte Abdichtung kommt, saugt es sich wie ein Schwamm voll - und der Putz fällt ab. Nutzen Sie stattdessen wasserfeste Dämmplatten oder spezielle Nassraumplatten.
- Nicht ohne Prüfzeugnis kaufen: Jede Abdichtung für ein Bad muss eine allgemeine bauaufsichtliche Zulassung (AbZ) haben. Schauen Sie auf die Verpackung. Wenn da nur „für Innenräume“ steht - lassen Sie es. Es ist nicht für Nassbereiche zugelassen.
Der Boden: Der gefährlichste Teil
Der Boden ist der Ort, an dem das meiste Wasser landet. Und doch wird er am häufigsten falsch gemacht. Viele glauben, der Estrich sei schon genug. Er ist es nicht. Selbst wenn er wasserdicht ist, kann Feuchtigkeit durch Kapillarkräfte in die Wand aufsteigen. Deshalb muss der Boden mit einer Abdichtung unter den Fliesen versehen werden - und zwar so, dass sie an den Wänden hochläuft und sich mit der Wandabdichtung verbindet.
Ein guter Trick: Die Abdichtung wird nicht nur auf den Boden, sondern auch 10 cm die Wand hoch aufgetragen. Dann kommt der Dämmschutz, dann die Fliesen. So entsteht ein durchgängiger Schutz - kein Übergang, kein Schwachpunkt. Und der Ablauf? Der wird mit einem speziellen Dichtungsring versehen, der mit der Abdichtung verklebt wird. Nicht mit Silikon - das trocknet, reißt, wird brüchig. Silikon ist kein Abdichtungsmittel - es ist ein Fugenmaterial.
Warum Sie einen Profi brauchen
Ein falsch eingebautes Bad kostet nicht nur Geld - es kostet Gesundheit. Schimmel produziert Sporen, die Atemwege reizen, Allergien auslösen und langfristig die Lunge schädigen. Laut dem ifb Institut für Bauphysik in München sind 78 % aller Feuchteschäden in Badezimmern auf fehlerhafte Abdichtungen zurückzuführen. Die häufigsten Ursachen: zu niedrige Überhöhung, falsche Materialwahl, schlechte Anschlüsse.
Wer sich nicht auskennt, sollte nicht selbst abdichten. Es gibt Zertifizierungen wie RAL-GZ 754, die Fachbetriebe für Nassraumabdichtungen auszeichnen. Diese Unternehmen arbeiten nach DIN 18534, verwenden geprüfte Materialien und dokumentieren jede Schicht. Sie bieten auch eine Gewährleistung - und das ist wichtig. Ein Schaden im Bad tritt oft erst nach zwei oder drei Jahren auf. Wer dann keinen Nachweis hat, hat keine Ansprüche.
Was passiert, wenn Sie es falsch machen?
Stellen Sie sich vor: Sie haben Ihr Bad renoviert, alles neu, alles teuer. Ein Jahr später bemerken Sie einen leichten Geruch - wie nasse Socken, die seit Wochen im Korb liegen. Dann entdecken Sie einen dunklen Fleck hinter der Toilette. Ein paar Monate später fällt die Fliese ab. Der Putz ist weich wie Butter. Die Wand dahinter ist komplett feucht. Und das ist nur die Spitze des Eisbergs. Unter der Fliese hat sich Schimmel ausgebreitet - in der Dämmung, im Holzrahmen, in den Rohren. Die Reparatur kostet jetzt 5.000 Euro - und das ist nur der Anfang. Denn die Feuchtigkeit hat auch die Nachbarwohnung erreicht. Der Vermieter, die Versicherung, die Bauaufsicht - alle fragen: Wer hat das gemacht?
Ein schlecht abgedichtetes Bad ist nicht nur ein Baufehler - es ist ein Risiko für die ganze Immobilie. Und es ist ein Risiko für Ihre Gesundheit.
Checkliste: So prüfen Sie die Abdichtung
Bevor Sie Fliesen verlegen, prüfen Sie diese Punkte:
- Die Abdichtung ist mindestens 15 cm über dem Bodenrand hinausgegangen.
- Anschlüsse an Armaturen, Abläufe und Rohre sind mit speziellen Dichtungssystemen versehen - nicht mit Silikon.
- Es gibt keine Falten, Blasen oder unbedeckte Stellen.
- Die Abdichtung ist vollständig getrocknet - mindestens 24 bis 48 Stunden, je nach Produkt.
- Das Material hat eine AbZ-Zulassung für Nassräume.
- Die Fliesen werden auf einem wasserfesten Untergrund verlegt - nicht auf Gipskarton.
Wenn Sie alle Punkte erfüllt haben - dann ist Ihr Bad sicher. Wenn nicht - lassen Sie es nochmal machen. Einmal richtig ist billiger als zweimal falsch.
Ist eine Dampfbremse im Bad ausreichend?
Nein. Eine Dampfbremse ist für Badezimmer ungeeignet. Sie dient nur dazu, Wasserdampf langsam durch eine Wand zu leiten - aber im Bad spritzt und läuft Wasser. Dafür brauchen Sie eine vollständige Dampfsperre mit einem sd-Wert von über 1.500 Metern oder eine flüssige Abdichtung mit Null-Durchlässigkeit. Nur das hält Wasser und Feuchtigkeit dauerhaft ab.
Welche Materialien eignen sich für eine Badabdichtung?
Zwei Systeme sind bewährt: Flüssigabdichtungen (z. B. von WUFI oder Knauf) und kunststoffmodifizierte Bitumenbahnen. Beide müssen speziell für Nassräume zugelassen sein und eine allgemeine bauaufsichtliche Zulassung (AbZ) haben. Normale Dampfbremse-Folien aus dem Dachbereich sind nicht geeignet - sie reißen, lassen Wasser durch und verkleben nicht mit Putz.
Wie hoch muss die Abdichtung an der Wand sein?
Mindestens 15 cm über dem Bodenrand - also über der Duschwanne oder Badewanne. Bei Duschen ohne Rand, also Bodenduschen, sollte die Abdichtung bis zur Decke oder zumindest bis zur Deckenleiste reichen. Viele machen nur 10 cm - das ist der häufigste Fehler und führt fast immer zu Schäden.
Darf ich die Abdichtung mit Silikon abdichten?
Nein. Silikon ist kein Abdichtungsmittel - es ist ein Fugenmaterial. Es dichtet kleine Spalten ab, aber es kann keine Flächen abdichten. Es trocknet aus, wird brüchig und reißt bei Bewegung. Anschlüsse an Abläufe, Armaturen und Rohre müssen mit speziellen Dichtungsringen oder flexiblen Anschlussbändern hergestellt werden - nicht mit Silikon.
Warum ist eine Zulassung (AbZ) wichtig?
Die allgemeine bauaufsichtliche Zulassung (AbZ) garantiert, dass das Material nach DIN 18534 für Nassräume geprüft und zugelassen ist. Ohne AbZ ist das Produkt nicht für Badezimmer geeignet - und im Schadensfall hat die Versicherung ein Argument, den Schaden nicht zu übernehmen. Immer auf die Verpackung schauen: Wenn da nur „für Innenräume“ steht, ist es nicht für Duschen oder Badewannen geeignet.