Althaus-Dämmungs-Entscheidungshilfe
Ein altes Haus zu dämmen klingt wie eine kluge Investition in Energieeinsparung und Komfort. Aber was, wenn die Wand schon feucht ist? Was, wenn die Dämmung den Schimmel nur versteckt? Viele Hausbesitzer machen den Fehler, einfach Styropor oder Mineralwolle an die Außenwand zu kleben - und später mit Schimmel, abblätterndem Putz oder faulenden Balken zu kämpfen. Es gibt keinen pauschalen Rat: Althaus dämmen ist manchmal notwendig, manchmal gefährlich - und immer eine Frage der Vorbereitung.
Warum dämmen überhaupt? Die wahren Vorteile
Ein ungedämmtes Haus aus den 1950er oder 1960er Jahren verliert bis zu 40 % seiner Wärme durch die Wände. Das heißt: Du zahlst doppelt für Heizung, weil die Wärme einfach nach draußen entweicht. Eine gute Dämmung senkt den Energieverbrauch um 20 bis 30 % - das sind oft 500 bis 1.000 Euro pro Jahr, je nach Größe und Heizungsart.
Doch es geht nicht nur um Geld. Kälte an den Wänden führt zu Zugluft, Kondenswasser und einem unangenehmen Wohnklima. Nach der Dämmung fühlst du dich nicht nur wärmer, sondern auch ruhiger: Außenlärm wird gedämpft, und die Temperatur bleibt konstanter - besonders in Schlafzimmern und Wohnräumen.
Die drei größten Fehler bei der Dämmung von Altbauten
Die meisten Probleme entstehen nicht durch schlechte Materialien, sondern durch falsche Planung. Hier sind die drei häufigsten Fehler, die Sanierer machen:
- Keine Feuchtigkeitsmessung vorher: Wenn die Außenwand schon Nässe enthält, bringt jede Dämmung nur Schimmel. Die Wand muss trocken sein - oder du musst zuerst die Ursache beseitigen: undichte Dachrinnen, fehlende Abdichtung, kaputte Rohre.
- Keine Dampfbremse oder Diffusionsoffenheit berücksichtigen: Alte Ziegelwände atmen. Wenn du sie mit einer undurchlässigen Dämmung abdichtest, bleibt der Wasserdampf aus der Wohnung gefangen - und kondensiert in der Wand. Das führt zu Schimmel unter der Dämmung, wo du ihn nicht siehst - bis es zu spät ist.
- Einseitige Dämmung ohne Bauphysik-Check: Dämmen von außen ist oft besser als von innen - aber nicht immer. Bei historischen Fassaden, bei Mauerwerk mit hoher Speichermasse oder bei Niedrigenergie-Standard-Häusern kann innendämmen sinnvoller sein. Es gibt keine Standardlösung.
Wann ist Außendämmung die richtige Wahl?
Außendämmung ist die effektivste Methode, wenn:
- Die Fassade in gutem Zustand ist - kein abgebrochener Putz, keine Risse, keine Feuchtigkeitsschäden
- Du keine historischen Schutzvorschriften hast (z. B. in einer Denkmalschutzzone)
- Du die Fassade komplett erneuern willst - neue Fenster, neue Dachrinne, neue Türen
Dann ist ein Wärmedämmverbundsystem (WDVS) mit Mineralwolle, Holzfaser oder Polystyrol eine gute Wahl. Die Dämmung wird mit Kleber und Dübeln befestigt, dann mit Armierungsgewebe und Putz abgedeckt. Sie schützt die Wand vor Temperaturschwankungen, verhindert Kältebrücken und erhöht die Lebensdauer des Mauerwerks.
Ein Beispiel: Ein Haus aus den 1970er Jahren mit 18 cm Ziegelwand und keiner Dämmung. Nach dem Aufbringen von 16 cm Mineralwolle sinkt der U-Wert von 1,8 W/(m²K) auf 0,25 W/(m²K). Das ist der Standard für Neubauten heute.
Wann ist Innendämmung sinnvoll?
Innendämmung kommt oft infrage, wenn:
- Du in einer Denkmalschutzzone lebst und die Fassade nicht verändern darfst
- Die Außenwand stark feucht ist und du sie zuerst trocknen musst
- Du nur einzelne Räume dämmen willst - z. B. ein Schlafzimmer oder eine Wohnung
Doch Innendämmung hat einen großen Nachteil: Sie reduziert die nutzbare Wohnfläche. Und sie verschiebt die Taupunktzone - also den Punkt, an dem Wasserdampf kondensiert - tiefer in die Wand. Wenn du das nicht berücksichtigst, entsteht Schimmel zwischen Dämmung und Wand.
Die Lösung: Nur diffusionsfähige Materialien verwenden - wie Holzfaserdämmplatten, Kork oder Leichtlehm. Diese Materialien lassen Wasserdampf durch und regulieren die Luftfeuchtigkeit. Sie sind teurer als Styropor, aber sie verhindern Feuchtigkeitsschäden. Ein 5 cm dicker Holzfaserdämmstoff hat denselben Wärmedämmwert wie 8 cm Styropor - aber er kann Feuchtigkeit aufnehmen und wieder abgeben.
Was passiert, wenn du es falsch machst?
Ein Fall aus der Praxis: Ein Ehepaar in München dämmte 2022 die Außenwände ihres Hauses aus 1930 mit 12 cm Polystyrol. Sie ließen die alte Putzschicht drauf, weil es billiger war. Ein Jahr später begann der Putz an den Ecken abzublättern. Ein Gutachter fand: Die Wand war schon leicht feucht - und die Dämmung verhinderte, dass sie trocknen konnte. Der Wasserdampf aus der Wohnung kondensierte hinter der Dämmung. In drei Monaten wuchs Schimmel unter der Dämmung - und fraß sich bis in die Holzbalken. Die Reparatur kostete 28.000 Euro.
Das ist kein Einzelfall. Die Bundesstiftung Umwelt hat 2024 über 400 Sanierungsprojekte untersucht - und festgestellt: In 37 % der Fälle mit falsch durchgeführter Dämmung entstand Schimmel innerhalb von zwei Jahren. Die meisten Betroffenen hatten keine Bauphysik-Beratung geholt.
Was du vorher prüfen musst
Bevor du einen Auftrag vergibst, mach diese fünf Checks:
- Feuchtigkeitsmessung: Mit einem Feuchtigkeitsmessgerät (z. B. Protimeter) an mehreren Stellen der Außenwand messen. Wert über 2 % ist kritisch - dann erst trocknen, dann dämmen.
- Wandmaterial identifizieren: Ist es Ziegel, Kalkstein, Beton, Lehm? Jedes Material reagiert anders auf Dämmung. Ziegel atmet, Beton speichert Wärme - das beeinflusst die Wahl der Dämmung.
- Dampfdurchlasswiderstand prüfen: Die Dämmung muss weniger dicht sein als die Wand. Sonst bleibt der Dampf stecken. Holzfaser hat einen Wert von 5 - Styropor von 100. Wähle Materialien mit niedrigem Werten, wenn die Wand atmend ist.
- Thermografie machen lassen: Eine Wärmebildkamera zeigt dir Kältebrücken, undichte Fenster und feuchte Stellen - ohne Bohren. Kosten: 150-300 Euro, aber es spart dir später Tausende.
- Bauphysik-Beratung holen: Ein Sachverständiger für Gebäudeenergieberatung (nach EnEV) berechnet, welche Dämmung für dein Haus passt. Die Kosten sind steuerlich absetzbar - bis zu 20 % der Ausgaben.
Was kostet eine Althaus-Dämmung?
Die Kosten variieren stark - je nach Methode, Material und Hausgröße.
| Methode | Material | Dicke | Kosten pro m² | Gesamtkosten | Wärmedämmwert (U-Wert) |
|---|---|---|---|---|---|
| Außendämmung | Mineralwolle | 16 cm | 65-80 € | 9.750-12.000 € | 0,25 |
| Außendämmung | Polystyrol | 12 cm | 55-70 € | 8.250-10.500 € | 0,28 |
| Innendämmung | Holzfaser | 8 cm | 80-100 € | 12.000-15.000 € | 0,30 |
| Innendämmung | Kork | 6 cm | 90-120 € | 13.500-18.000 € | 0,32 |
Die staatliche Förderung (Bundesförderung für effiziente Gebäude - BEG) zahlt bis zu 30 % der Kosten - wenn du einen Energieberater einschaltest und die Arbeiten von einem Fachbetrieb durchführen lässt. Die Förderung ist bis 2030 verfügbar.
Was du nach der Dämmung tun musst
Dämmen ist kein Einmaljob. Nach der Sanierung musst du:
- Die Lüftung umstellen: Bei Dämmung wird das Haus dichter - du brauchst jetzt regelmäßiges Lüften oder eine mechanische Lüftungsanlage. Sonst steigt die Luftfeuchtigkeit, und Schimmel kommt.
- Die Fenster prüfen: Alte Fenster sind oft die größte Wärmebrücke. Wenn du die Wände dämmst, aber die Fenster liegen lässt, wird die Wärme dort verloren. Tausche sie nach 5-10 Jahren aus - oder mindestens mit einer Dichtung nachrüsten.
- Die Wände beobachten: Schau alle 6 Monate nach Feuchtigkeitsspuren, besonders an Ecken, hinter Möbeln und unter Fenstern. Ein feuchter Fleck ist ein Warnsignal.
Die einfachste Entscheidungshilfe
Wenn du unsicher bist, frage dich:
- Steht mein Haus unter Denkmalschutz? → Dann nur innendämmen mit diffusionsfähigen Materialien.
- Ist die Fassade feucht oder beschädigt? → Zuerst reparieren, dann dämmen - nie umgekehrt.
- Will ich die Heizkosten halbieren? → Außendämmung ist die beste Wahl - wenn die Wand trocken ist.
- Will ich nur ein Zimmer dämmen? → Innendämmung mit Holzfaser oder Kork - aber lüften wie ein Profi.
Ein altes Haus zu dämmen ist keine Frage von "ja" oder "nein". Es ist eine Frage von "wie". Wer die Bauphysik ignoriert, zahlt später doppelt. Wer sie versteht, spart Jahrzehnte lang - und wohnt gesund.
Kann ich ein altes Haus selbst dämmen?
Du kannst kleine Flächen, wie eine Innendämmung im Keller oder einer einzelnen Wand, selbst machen - aber nur mit diffusionsfähigen Materialien wie Holzfaser. Eine Außendämmung mit WDVS ist kein Heimwerkerprojekt. Die Dämmung muss dicht an der Wand liegen, die Armierungsgewebe müssen richtig eingearbeitet werden, und der Putz muss witterungsbeständig sein. Ein Fehler führt zu Schimmel oder abfallendem Putz. Es lohnt sich, einen Fachbetrieb zu beauftragen - besonders wenn du Fördergelder beantragen willst.
Macht es Sinn, nur die Dachdecke zu dämmen?
Ja - und es ist oft die kostengünstigste Maßnahme. Bis zu 30 % der Wärmeverluste gehen durch das Dach. Wenn du das Dachgeschoss nicht ausbaust, reicht eine Dämmung zwischen den Sparren mit 16-20 cm Mineralwolle. Das kostet unter 3.000 Euro und hat eine Amortisationszeit von 4-6 Jahren. Es ist die beste Investition, wenn du nicht gleich die gesamte Fassade sanieren kannst.
Was ist mit Kellerdämmung?
Ein ungedämmter Keller zieht Wärme aus den oberen Etagen. Wenn der Keller trocken ist, lohnt sich eine Innendämmung mit XPS-Platten oder mineralischem Dämmstoff. Achte darauf, dass die Dämmung bis zum Boden reicht - und dass die Wand vorher abgedichtet ist. Feuchte Kellerwände müssen vorher mit einer Drainage oder einer Horizontalsperre behandelt werden. Sonst wirst du die Dämmung nicht lange haben.
Wie lange hält eine Dämmung in einem Altbau?
Eine richtig verarbeitete Außendämmung hält 40-50 Jahre - so lange wie die Fassade. Innendämmung mit Holzfaser oder Kork hält mindestens 30 Jahre, wenn die Luftfeuchtigkeit kontrolliert wird. Styropor hält zwar auch lange, aber es ist anfällig für Schäden durch Insekten oder Feuchtigkeit. Der Schlüssel ist nicht das Material, sondern die Verarbeitung und die Luftfeuchtigkeitskontrolle im Haus.
Kann Dämmung den Wert meines Hauses steigern?
Ja - deutlich. Ein Altbau mit moderner Dämmung und neuen Fenstern hat einen Energieausweis mit Klasse B oder A. Solche Häuser verkaufen sich schneller und oft 10-15 % teurer als ungedämmte Nachbarn. Das gilt besonders in Städten mit hohen Heizkosten. Käufer zahlen mehr für Energieeffizienz - das ist heute kein Luxus, sondern eine Erwartung.
Wenn du dein altes Haus dämmen willst, denk nicht nur an die Heizkosten - denk an die Luft, die du atmest. Die richtige Dämmung macht dein Zuhause nicht nur wärmer - sie macht es gesünder.