KfW-70-Sanierung: Schritt-für-Schritt-Plan für Bestandsimmobilien

Was ist eigentlich eine KfW-70-Sanierung?

Die KfW-70-Sanierung ist kein Zaubertrick, sondern ein klar definierter Standard, mit dem du deine alte Immobilie so modernisierst, dass sie nur noch 70 Prozent des Energiebedarfs eines vergleichbaren Neubaus verbraucht. Das klingt kompliziert, ist es aber nicht - wenn du den richtigen Weg gehst. Es geht nicht darum, das ganze Haus abzureißen und neu zu bauen. Es geht darum, Schritt für Schritt die wichtigsten Bauteile zu verbessern: Dach, Wände, Fenster, Heizung. Und das mit Fördergeldern, die bis zu 21,25 Prozent der Kosten übernehmen.

Im Vergleich zu einem ungedämmten Haus aus den 70er-Jahren, das oft mehr als 200 kWh pro Quadratmeter und Jahr verbraucht, liegt ein KfW-70-Haus bei etwa 70 kWh/m²a. Das ist mehr als die Hälfte weniger. Und das spart nicht nur Geld, sondern auch CO₂. Ein typisches Einfamilienhaus spart mit dieser Sanierung bis zu 5 Tonnen CO₂ pro Jahr - das ist so viel, wie ein Auto mit 15.000 km Jahresfahrt ausstößt.

Warum gerade der KfW-70-Standard?

Es gibt höhere Standards - Effizienzhaus 55, 40, sogar Passivhaus. Aber die kosten deutlich mehr. Und die Förderung steigt kaum an. Der KfW-70-Standard ist der Goldilocks-Zone: nicht zu leicht, nicht zu schwer. Er ist der meistgewählte Standard für Bestandsimmobilien in Deutschland, weil er ein gutes Verhältnis zwischen Aufwand und Rendite bietet.

Ein Haus, das nur auf 100er-Niveau saniert wird, ist heute kaum noch förderfähig. Die Förderung für Effizienzhaus 100 ist fast verschwunden. Wer heute sanieren will, kommt an 70 kaum noch vorbei. Und das ist gut so. Denn bei 70 ist die Sanierung noch machbar, ohne dass du dein gesamtes Budget aufbrauchst. Die meisten Hausbesitzer, die diesen Standard erreichen, sehen nach fünf Jahren ihre ersten echten Einsparungen - und nach zehn Jahren ist die Sanierung fast amortisiert.

Die fünf Schritte zur KfW-70-Sanierung

  1. Energetische Beratung starten - Bevor du irgendetwas anfängst, hol dir eine Vor-Ort-Beratung. Das macht das BAFA, nicht die KfW. Du bekommst 80 Prozent der Kosten erstattet - bis zu 1.200 Euro für ein Einfamilienhaus. Der Berater kommt, misst, prüft die Isolierung, schaut dir die Heizung an und sagt dir genau: Was braucht dein Haus? Und in welcher Reihenfolge? Das ist der wichtigste Schritt. Ohne ihn läufst du Gefahr, Geld für sinnlose Maßnahmen auszugeben.
  2. Individuellen Sanierungsfahrplan (iSFP) erstellen - Der iSFP ist dein persönlicher Sanierungsplan. Er sagt dir, welche Maßnahmen du in welcher Reihenfolge durchführst, um den KfW-70-Standard zu erreichen. Du kannst ihn über bis zu 15 Jahre hinweg umsetzen. Ein Schritt pro Jahr - das ist völlig in Ordnung. Wichtig: Du musst den iSFP vor Beginn der ersten Maßnahme erstellen. Und er muss von einem zertifizierten Energieberater unterschrieben sein. Ohne ihn gibt es keine Förderung.
  3. Die Gebäudehülle sanieren - Das ist der Kern. Ohne eine dichte, gut gedämmte Hülle bringt jede Heizung nichts. Beginne mit dem Dach: mindestens 25 cm Dämmung, besser 30 cm. Dann die Außenwände: 18 cm Dämmstärke mit Wärmeleitwert 0,035 W/(m·K) ist die Mindestanforderung. Und die Kellerdecke - oft vergessen - muss auch gedämmt werden. Hier reichen 10 bis 15 cm, aber sie machen einen Unterschied von bis zu 15 Prozent beim Energiebedarf. Keine halben Sachen: Wenn du nur die Fassade dämmst, aber das Dach lässt, hast du eine Winterjacke ohne Mütze. Die Wärme entweicht einfach nach oben.
  4. Fenster und Türen austauschen - Alte Fenster sind die größten Wärmeverlustquellen. Ein Dreifachverglasung mit Wärmedämmglas (Uw-Wert unter 1,1 W/(m²K)) ist Pflicht. Und die Außentüren müssen auch auf den Standard kommen. Achtung: Wenn du mehr als zwei Drittel der Fenster oder das Dach erneuerst, brauchst du ein Lüftungskonzept. Denn ein KfW-70-Haus ist dicht. Ohne mechanische Lüftung wird es feucht, schimmelt, und die Luft wird schlecht. Ein Wärmepumpen-Lüftungssystem ist hier die beste Lösung - es bringt frische Luft und holt die Wärme aus der Abluft.
  5. Heizung und Warmwasser modernisieren - Jetzt kommt die Heizung. Ein alter Öl- oder Gasheizkessel hat keine Zukunft. Du brauchst eine Wärmepumpe - Luft-Wasser oder Erdwärme. Sie läuft bei niedrigen Temperaturen und ist perfekt für gut gedämmte Häuser. Kombiniert mit einer Photovoltaikanlage auf dem Dach wird sie fast klimaneutral. Auch die Warmwasserbereitung muss effizient sein: Eine Solarthermie-Anlage oder eine Wärmepumpe für Warmwasser reduziert den Stromverbrauch deutlich. Und: Die Heizung muss auf den neuen Wärmebedarf abgestimmt sein. Eine zu große Heizung verschwendet Energie und kostet mehr.
Schritt-für-Schritt-Diagramm einer KfW-70-Sanierung mit Dämmung, Fenstern und Lüftung.

Wie viel kostet eine KfW-70-Sanierung?

Es gibt keine pauschale Antwort - aber eine realistische Spanne: Für ein durchschnittliches Einfamilienhaus von 150 Quadratmetern liegen die Kosten zwischen 60.000 und 100.000 Euro. Das hängt vom Ausgangszustand ab. Ein Haus mit altem Dach, undichten Fenstern und einer 30 Jahre alten Heizung kostet mehr als eines mit neuem Dach und modernen Fenstern.

Die Förderung macht den Unterschied. Du bekommst:

  • 21,25 Prozent Zuschuss, wenn du den KfW-70-Standard erreicht
  • oder 12,5 Prozent Tilgungszuschuss, wenn du einen KfW-Kredit nimmst

Bei 80.000 Euro Sanierungskosten bedeutet das: 17.000 Euro Förderung. Und das ist nur der Anfang. Die BAFA zahlt dir noch bis zu 1.200 Euro für die Vor-Ort-Beratung. Und wenn du später noch eine Photovoltaik-Anlage nachträglich installierst, gibt es dafür extra Förderung über das BAFA oder die KfW.

Ein Nutzer aus Bayern berichtet: „Wir haben 75.000 Euro investiert, 15.000 Euro Förderung bekommen. Die Heizkosten sind von 2.800 Euro auf 980 Euro pro Jahr gesunken. Das lohnt sich - und wir haben jetzt ein Haus, das nicht mehr kalt ist, auch im Winter.“

Was du unbedingt vermeiden musst

Die häufigsten Fehler sind nicht technisch - sie sind planerisch.

  • Fenster austauschen, ohne die Wände zu dämmen - Dann entstehen Wärmebrücken. Feuchtigkeit sammelt sich an den Außenwänden. Schimmel ist die Folge. Das ist kein Theorie-Problem - das passiert täglich.
  • Keinen iSFP erstellen - Ohne ihn bekommst du keine Förderung. Und du weißt nicht, was du zuerst tun musst. Viele Hausbesitzer fangen mit der Heizung an - und merken später, dass die Dämmung schlecht ist. Dann muss alles wieder aufgerissen werden.
  • Keine Lüftung planen - Ein dichtes Haus ohne Lüftung ist ein Krankenhaus. Du atmest schlechte Luft, die Wände schimmeln, die Möbel faulen. Ein mechanisches Lüftungssystem mit Wärmerückgewinnung ist kein Luxus - es ist Pflicht.
  • Handwerker ohne Energieberater auswählen - Ein Tischler, der Fenster einbaut, kennt nicht die Bauphysik. Ein Dämmunternehmen, das nur Material verkauft, kennt nicht die Heizlast. Du brauchst einen Energieberater, der die Gesamtheit plant. Der sagt: „Mach zuerst die Dämmung, dann die Fenster, dann die Heizung.“
Ein modernisiertes KfW-70-Haus bei Dämmerung mit Wärmepumpe und Energiemonitor.

Wie lange dauert die Sanierung?

Die Planung dauert 3 bis 6 Monate. Das ist lang - aber nötig. Du musst Beratung, iSFP, Förderanträge, Angebote einholen, Genehmigungen einholen. Wenn du das alles auf einmal versuchst, wirst du überfordert.

Die Bauzeit liegt bei 6 bis 18 Monaten. Das hängt davon ab, ob du alles auf einmal machst oder schrittweise. Viele Hausbesitzer sanieren in Etappen: Jahr 1 - Dach und Kellerdecke. Jahr 2 - Außenwände und Fenster. Jahr 3 - Heizung und Lüftung. So ist der finanzielle Druck geringer. Und du kannst die Förderung für jeden Schritt separat beantragen - solange du den iSFP beibehältst.

Was kommt nach der KfW-70-Sanierung?

Nach der Sanierung bekommst du eine Bestätigung von einem zertifizierten Energieberater. Mit dieser und den Rechnungen reichst du den Förderantrag beim BAFA oder der KfW ein. Die Auszahlung dauert 4 bis 12 Wochen.

Dann beginnt der zweite Teil: Pflege. Ein KfW-70-Haus ist kein „setzen und vergessen“-Projekt. Du musst die Lüftungsanlage jährlich warten lassen. Die Filter wechseln. Die Heizung überprüfen. Die PV-Anlage reinigen. Das ist kein Aufwand - das ist Investitionsschutz. Ein gut gepflegtes KfW-70-Haus hält 30 Jahre und mehr - mit niedrigen Kosten, ohne Schimmel, ohne Heizkosten-Schocks.

Und was ist mit der Zukunft? Ab 2025 werden die Anforderungen für geförderte Sanierungen noch strenger. Der KfW-70-Standard könnte bald zum Mindeststandard werden. Wer jetzt sanieren kann, hat einen Vorsprung. Wer wartet, zahlt später mehr - und bekommt vielleicht gar keine Förderung mehr.

Was du jetzt tun kannst

Starte nicht mit dem Hammer. Starte mit dem Telefon. Rufe einen zertifizierten Energieberater an. Frag nach der BAFA-Vor-Ort-Beratung. Sag ihm: „Ich will mein Haus auf KfW-70 bringen.“ Er wird dir einen Plan machen. Und du wirst sehen: Es ist machbar. Es ist sinnvoll. Und es lohnt sich - nicht nur für deine Brieftasche, sondern auch für deine Gesundheit und die Umwelt.

Kann ich die KfW-70-Sanierung schrittweise durchführen?

Ja, das ist sogar empfohlen. Mit dem individuellen Sanierungsfahrplan (iSFP) kannst du die Sanierung über bis zu 15 Jahre verteilen. Du machst jedes Jahr einen Schritt - zum Beispiel Jahr 1: Dachdämmung, Jahr 2: Außenwanddämmung, Jahr 3: Fenster und Heizung. Wichtig: Jede Maßnahme muss im iSFP vorgesehen sein, und du musst vor Beginn der ersten Maßnahme den iSFP erstellen und vom Energieberater unterschreiben lassen.

Welche Förderung gibt es genau für die KfW-70-Sanierung?

Für die Sanierung zum KfW-Effizienzhaus 70 gibt es zwei Optionen: entweder einen Zuschuss von bis zu 21,25 Prozent der förderfähigen Kosten oder einen KfW-Kredit mit 12,5 Prozent Tilgungszuschuss. Die Förderung wird über das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) ausgezahlt, nicht mehr direkt über die KfW. Zusätzlich kannst du bis zu 1.200 Euro für die Vor-Ort-Beratung vom BAFA zurückbekommen - das ist ein wichtiger erster Schritt.

Brauche ich eine Lüftungsanlage bei der KfW-70-Sanierung?

Ja, wenn du mehr als zwei Drittel der Fenster oder das Dach erneuerst, ist ein Lüftungskonzept Pflicht. Ein KfW-70-Haus ist sehr dicht - ohne mechanische Lüftung mit Wärmerückgewinnung entsteht Feuchtigkeit, Schimmel und schlechte Luft. Ein solches System ist nicht optional - es ist technisch notwendig und wird in der Förderung berücksichtigt. Es sorgt für Komfort, Gesundheit und dauerhafte Bausubstanz.

Was ist der Unterschied zwischen KfW-70 und Effizienzhaus 55?

Der KfW-70-Standard verlangt 70 Prozent des Energiebedarfs eines Referenzgebäudes, der Effizienzhaus-55-Standard nur 55 Prozent. Das klingt nach wenig, aber die Kosten steigen stark. Für ein Einfamilienhaus kostet die Sanierung zum Effizienzhaus 55 oft 20.000 bis 30.000 Euro mehr als zum KfW-70. Die Förderung ist nur leicht höher - meistens 25 Prozent statt 21,25. Für die meisten Hausbesitzer lohnt sich der höhere Aufwand nicht. KfW-70 ist der praktische Standard für den Bestand.

Kann ich die KfW-70-Sanierung auch mit einer Wärmepumpe kombinieren?

Absolut - und das ist sogar die empfohlene Lösung. Eine Wärmepumpe ist ideal für ein gut gedämmtes KfW-70-Haus, weil sie bei niedrigen Vorlauftemperaturen arbeitet. Die Kombination mit einer Photovoltaik-Anlage auf dem Dach macht dein Haus fast energieautark. Du sparst nicht nur Heizkosten, sondern auch Stromkosten. Und du bekommst für die Wärmepumpe und die PV-Anlage extra Förderung über BAFA oder KfW - das macht die Sanierung noch attraktiver.

Was passiert, wenn ich die Sanierung nicht richtig plane?

Wenn du die Maßnahmen nicht aufeinander abstimmt, riskierst du teure Folgeschäden. Neue Fenster ohne Dämmung führen zu Wärmebrücken und Schimmel. Eine zu große Heizung verschwendet Energie und kostet mehr. Ohne Lüftung wird die Luft schlecht und die Bausubstanz beschädigt. Und wenn du den iSFP nicht hast, bekommst du keine Förderung - und hast dein Geld für nichts ausgegeben. Professionelle Planung durch einen Energieberater ist kein Luxus - sie ist die einzige Möglichkeit, Fehler zu vermeiden.

Personenkommentare

  • Erin Byrne
    Erin Byrne November 7, 2025 AT 01:57

    Ich hab das letzte Jahr mein Altbau-Sanierung angefangen und bin total begeistert! Die Heizkosten sind halbiert, und die Luft ist endlich nicht mehr so trocken. 🌿

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