Wenn das Wasser aus dem Hahn rötlich oder trüb ist, wenn der Druck plötzlich nachlässt oder wenn du beim Duschen plötzlich kaltes Wasser bekommst, obwohl du es warm eingestellt hast - dann ist es nicht nur ein lästiges Problem. Das könnte ein Warnsignal sein, dass deine Wasserleitungen ihre Lebensdauer überschritten haben. In vielen deutschen Häusern, besonders in Altbauten, sind die Rohre noch aus der Zeit vor 1980. Und die meisten davon sind längst nicht mehr sicher. Es geht nicht nur um Ärger durch nasse Fußböden oder hohe Wasserrechnungen. Es geht um deine Gesundheit.
Warum alte Wasserleitungen ein Gesundheitsrisiko sind
Bis 1973 durften Bleirohre in Neubauten verbaut werden. In vielen Häusern aus den 50er- bis 70er-Jahren findest du sie noch. Blei ist ein giftiges Schwermetall. Es sammelt sich im Körper an, schädigt das Nervensystem und kann besonders bei Kindern und Schwangeren zu Entwicklungsstörungen führen. Die Trinkwasserverordnung schreibt einen Grenzwert von 10 Mikrogramm Blei pro Liter vor. Doch in Häusern mit alten Bleirohren werden oft Werte von 20 bis 50 Mikrogramm gemessen - mehr als das Doppelte. Eine Wasserprobe aus deinem eigenen Haus kann das zeigen. Solche Tests kosten zwischen 80 und 150 Euro, aber sie sind die einzige sichere Methode, um zu wissen, ob du in Gefahr bist.Nicht nur Blei ist ein Problem. Kupferrohre, die bis in die 90er-Jahre verbaut wurden, können ebenfalls Schadstoffe ins Wasser geben, besonders wenn das Wasser lange stagniert, zum Beispiel in selten genutzten Leitungen. Dann bilden sich Biofilme - eine Art Schleimschicht, in der Bakterien wie Legionellen gedeihen. Diese können schwere Lungenentzündungen auslösen. Und Rost in verzinkten Stahlrohren führt nicht nur zu braunem Wasser, sondern auch zu Ablagerungen, die die Rohre verengen und den Druck senken.
Wie alt sind deine Wasserleitungen? Das sind die entscheidenden Altersgrenzen
Es gibt keine pauschale Antwort auf die Frage, wann du deine Leitungen erneuern musst. Aber es gibt klare Altersmarken, ab denen du aufpassen solltest:- Ab 30 Jahren: Erste Anzeichen von Korrosion, Rost, vermindertem Druck oder Verfärbungen treten auf. Jetzt ist der Zeitpunkt, um eine Inspektion zu machen.
- Ab 40 Jahren: Bei Kupfer- oder Stahlrohren steigt das Risiko für undichte Stellen stark an. Lecks treten oft an den Verbindungen auf - unter der Waschmaschine, hinter der Toilette, unter dem Waschbecken.
- Ab 50 Jahren: Eine Totalsanierung ist unumgänglich. Die Rohre sind nicht mehr zuverlässig. Selbst wenn du noch kein Leck hast, ist es nur eine Frage der Zeit.
- Bleirohre - egal welches Alter: Wenn du Bleirohre hast, solltest du sie sofort austauschen. Es gibt keine sichere Nutzungsdauer. Selbst wenn das Wasser klar ist - Blei löst sich langsam, besonders bei warmem oder stehendem Wasser.
Ein Haus aus den 60er-Jahren mit originalen Leitungen ist heute ein Risiko. Und das gilt nicht nur für die Sichtbarkeit - viele Rohre liegen hinter Wänden, unter Fußböden oder in der Decke. Du siehst sie nicht, aber sie arbeiten trotzdem.
Wie du erkennst, dass deine Leitungen erneuert werden müssen
Nicht jede Verfärbung bedeutet sofort einen Austausch. Aber wenn mehrere dieser Anzeichen zusammenkommen, ist es Zeit für einen Profi:- Wasser trüb, braun oder rötlich: Das ist fast immer Rost oder Korrosion. Wenn es nach dem Auflassen des Hahns wieder klar wird, liegt es an stagnierendem Wasser - aber das ist trotzdem ein Zeichen für innere Schäden.
- Wasserdruck sinkt: Wenn du merkst, dass deine Dusche nicht mehr richtig spritzt, obwohl der Heizkessel und die Ventile in Ordnung sind, könnte das an verengten Rohren liegen. Ablagerungen aus Kalk, Rost oder Biofilmen verkleinern den Durchmesser - das reduziert den Druck dauerhaft.
- Wasser hat metallischen Geschmack: Ein leichter metallischer Nachgeschmack ist kein Zufall. Es ist ein Hinweis auf gelöste Metalle aus den Rohren.
- Feuchtigkeit an Wänden oder Boden: Selbst kleine Tropfen hinter der Waschmaschine oder unter dem Waschbecken können zu großen Schäden führen. Pilzbefall, Schimmel, verfaulte Holzkonstruktionen - das alles fängt mit einem kleinen Leck an.
- Geräusche in den Leitungen: Klingeln, Klopfen oder Pfeifen, besonders wenn du Wasser abdrehst, deuten auf Lockerungen oder Druckschwankungen in den Rohren hin.
Wenn du nur eines dieser Symptome hast, könnte es auch eine andere Ursache haben. Aber wenn du zwei oder drei davon bemerkst, ist eine Inspektion kein Luxus - sie ist notwendig.
 
Wie wird eine Wasserleitung geprüft? Kamera, Probe, Analyse
Bevor du mit dem Austausch beginnst, musst du wissen, was wirklich kaputt ist. Ein Handwerker kommt nicht einfach mit einem Bohrer und beginnt zu zerschlagen. Professionelle Prüfung läuft anders:- Wasseranalyse: Ein Labor prüft dein Wasser auf Blei, Kupfer, Eisen, Bakterien und pH-Wert. Die Ergebnisse zeigen, ob das Wasser gesundheitlich unbedenklich ist - oder ob die Rohre die Ursache sind.
- TV-Kamerainspektion: Ein flexibler Kamera-Schlauch wird in die Leitung eingeführt. Er sendet Live-Bilder von innen. So siehst du genau, wo Rost ist, wo es Löcher gibt, wo sich Ablagerungen angesammelt haben. Diese Inspektion kostet zwischen 200 und 400 Euro, aber sie spart dir Tausende an unnötigen Reparaturen.
- Drucktest: Die Leitungen werden mit Luft oder Wasser unter Druck gesetzt. Wenn der Druck fällt, gibt es ein Leck - auch wenn du es nicht siehst.
Diese Schritte sind der Standard bei seriösen Handwerksbetrieben. Wenn dir jemand sagt: „Ich sehe es doch, brauchen wir keine Kamera“, dann lauf weg. Das ist keine Erfahrung - das ist Glücksspiel.
Was kostet eine Erneuerung? Vergleich der Methoden
Die Kosten für eine neue Wasserleitung hängen von der Methode ab. Es gibt drei Hauptwege:| Methode | Kosten pro laufendem Meter | Dauer | Vorteile | Nachteile | 
|---|---|---|---|---|
| Klassischer Austausch (Aufstemmen) | 80-150 € | 3-7 Tage | Perfekt, langlebig, vollständige Sanierung | Hohe Kosten, viel Staub, Wände und Boden werden zerstört | 
| Rohr-in-Rohr-Technik | 60-90 € | 1-3 Tage | Kein Aufstemmen, geringer Lärm, schnell | Nur bei geraden Leitungen möglich, geringerer Durchmesser | 
| Innensanierung mit Epoxidharz | 40-70 € | 1-2 Tage | Am günstigsten, kaum Störung, verlängert Lebensdauer um 10-15 Jahre | Nicht bei gebrochenen oder stark beschädigten Rohren möglich | 
Ein Einfamilienhaus mit 50 Metern Leitungen kann bei komplettem Austausch bis zu 7.500 Euro kosten. Bei Innensanierung sind es oft nur 3.500 Euro. Viele Hausbesitzer entscheiden sich deshalb für die Innensanierung - besonders wenn die Rohre nicht brüchig sind. Aber: Wenn du schon Lecks hast oder die Rohre sind durchgerostet, dann hilft keine Innensanierung. Dann musst du aufstemmen. Es gibt keine Abkürzung.
 
Was ist der beste Werkstoff für neue Leitungen?
Heute wird fast nur noch Kunststoff verwendet. Die beiden wichtigsten Materialien sind:- PE-Xa: Dieses Material ist besonders flexibel, korrosionsfrei und widerstandsfähig gegen Temperaturschwankungen. Es wird oft in Fußbodenheizungen verwendet und ist heute der Standard. Es hat einen hohen Recyclinganteil - einige Hersteller wie AquaGreen bieten sogar 100% recyceltes PE-Xa an.
- PP-R (Polypropylen-Random): Ebenfalls korrosionsfrei, aber etwas steifer. Gut für Warmwasserleitungen. Beide Materialien sind sicher, langlebig und erfüllen alle gesetzlichen Anforderungen.
Kupfer und Stahl werden heute nur noch in Ausnahmefällen verwendet - zum Beispiel bei historischen Gebäuden, wo es aus optischen Gründen nötig ist. Aber auch dort wird oft ein Kunststoff-Innenrohr eingeschoben, um das Risiko zu minimieren.
Was passiert, wenn du wartest?
Viele Hausbesitzer sagen: „Es läuft ja noch.“ Aber das ist wie beim Autoreifen: Solange er nicht platzt, ist er ja noch in Ordnung. Bis er platt ist und du auf der Autobahn liegen bleibst.Ein kleines Leck, das du übersehen hast, kann in einem Jahr 5.000 Euro Schaden verursachen - durch Feuchtigkeit, Schimmel, abgefallene Putzschichten, kaputte Holzböden. Und das ist nur der materielle Schaden. Der gesundheitliche Schaden durch Blei oder Legionellen lässt sich nicht mit Geld messen.
Und dann kommt noch die finanzielle Überraschung: Nur 23% der Hausbesitzer haben Rücklagen für eine Rohrsanierung gebildet. Wenn das Leck dann plötzlich auftritt, musst du das Geld aufbringen - oft mit Krediten, die dich jahrelang belasten. Eine geplante Sanierung ist immer günstiger als eine Notfallreparatur.
Was du jetzt tun solltest
Wenn du in einem Haus aus den 60er- bis 80er-Jahren lebst, dann ist jetzt der richtige Zeitpunkt, um aktiv zu werden. Hier ist deine konkrete Checkliste:- Prüfe das Baujahr deines Hauses. Wenn es vor 1980 gebaut wurde, geh davon aus, dass die Leitungen alt sind.
- Beobachte das Wasser. Trüb? Rostfarben? Metallischer Geschmack? Dann ist es Zeit.
- Bestelle eine Wasseranalyse. Lass Blei, Kupfer und Bakterien prüfen. Die Ergebnisse sind deine Entscheidungsgrundlage.
- Lass eine Kamerainspektion machen. Sie zeigt dir genau, wo es Probleme gibt - nicht wo du vermutest, sondern wo es wirklich ist.
- Vergleiche Angebote. Frag nach den Materialien, der Methode und der Garantie. Ein seriöser Betrieb gibt dir schriftlich: Was wird gemacht? Wie lange hält es? Was ist im Preis enthalten?
- Entscheide dich - und mach es. Eine Sanierung ist keine Option. Es ist eine Pflicht - für deine Gesundheit und deinen Wert als Immobilienbesitzer.
Die meisten Hausbesitzer, die es getan haben, sagen später: „Ich wünschte, ich hätte es früher gemacht.“ Es ist kein Luxus. Es ist der wichtigste Schutz, den du für deine Familie und dein Zuhause haben kannst.
 
                     
                     
                     
                     
                 
                             
                             
                                         
                                         
                                         
                                        