Ein Haus bauen - das ist mehr als nur Beton, Ziegel und Dachziegel. Es ist eine Investition, die oft mehrere hunderttausend Euro kostet. Und wenn etwas schiefgeht, kann das schnell zum finanziellen Ruin werden. Die meisten Bauherren unterschätzen, wie schnell ein kleiner Fehler, ein Sturm oder ein Unfall auf der Baustelle zu enormen Kosten führen kann. Deshalb gibt es zwei Versicherungen, die nicht nur empfohlen, sondern fast immer verpflichtend sind: die Bauherrenhaftpflichtversicherung und die Bauleistungsversicherung. Wer diese beiden nicht abschließt, baut nicht nur ein Haus - er baut sich eine Zeitbombe.
Was ist die Bauherrenhaftpflichtversicherung?
Diese Versicherung schützt dich nicht vor Schäden an deinem eigenen Haus - sie schützt andere. Stell dir vor, ein schwerer Baukran kippt um und beschädigt das Dach des Nachbarhauses. Oder ein Baustellenzaun stürzt um und rammt ein Auto auf der Straße. Oder ein Arbeiter fällt von der Leiter und verletzt sich schwer. Wer zahlt? Deine Privathaftpflicht? Nein. Die deckt bei Neubauten nicht mehr als 5 Millionen Euro ab - bei einem durchschnittlichen Bausatz von 200.000 Euro ist das zu wenig. Die Bauherrenhaftpflichtversicherung hingegen deckt Schäden an Dritten ab, die durch deine Baustelle entstehen. Die Deckungssumme liegt typischerweise zwischen 10 und 100 Millionen Euro. Die meisten Banken verlangen mindestens 50 Millionen Euro - und das aus gutem Grund.
Was genau wird abgedeckt? Lackschäden an Autos, zerbrochene Fenster, beschädigte Gartenzäune, Verletzungen von Passanten oder Lieferanten. Selbst wenn ein Baum auf deinem Grundstück umfällt und auf das Nachbargrundstück stürzt - die Versicherung greift. Die Allianz hat 2022 dokumentiert, dass durchschnittlich 50 Millionen Euro Deckungssumme bei Neubauten üblich sind. Und das ist kein Luxus: Ein einziger schwerer Schaden kann leicht 200.000 Euro kosten. Ohne Versicherung müsstest du das selbst tragen.
Die Verbraucherzentrale warnt: 35 % der Bauherren versuchen, mit ihrer Privathaftpflicht auszukommen. Das ist ein gefährliches Spiel. Die Versicherung deiner Nachbarn wird dich verklagen - und du hast kein Geld, um zu zahlen. Die Stiftung Warentest fand 2022, dass 60 % der getesteten Policen zu geringe Deckungssummen hatten. Nicht weil sie schlecht waren - sondern weil Bauherren sie falsch auswählten.
Was ist die Bauleistungsversicherung?
Diese Versicherung schützt dein eigenes Projekt. Sie zahlt, wenn das Haus selbst beschädigt wird - nicht weil jemand anderes was kaputtgemacht hat, sondern weil etwas schiefgelaufen ist. Ein Rohrbruch, ein Sturm mit Windstärke 8, ein Diebstahl von Kupferleitungen, ein Materialfehler im Beton oder ein unbekannter schlechter Baugrund - all das ist abgedeckt. Die Bauleistungsversicherung ist die Versicherung für alles, was dir am Bauwerk selbst passiert. Sie ist nicht dasselbe wie die Feuerrohbauversicherung, die nur Brand, Blitzschlag oder Explosion abdeckt. Die Bauleistungsversicherung ist weitaus umfassender.
Was zahlt sie konkret? Alle Kosten, um das Bauwerk wieder in den Zustand vor dem Schaden zu bringen. Das bedeutet: Abrisskosten, Bodenarbeiten (bis zu 15 % der Bausumme), neue Baustoffe, Arbeitslöhne, Außenanlagen, sogar Baunebenkosten wie Architektenhonorare oder Genehmigungsgebühren. Die Alte Leipziger hat 2023 bestätigt, dass diese Versicherung auch Schäden durch Vandalismus oder unbekannte Bodenverhältnisse abdeckt - also Dinge, die du nicht vorhersehen konntest.
Wie teuer ist sie? Etwa 0,15 % bis 0,25 % der Bausumme - also bei 200.000 Euro Baukosten zwischen 300 und 500 Euro. Die Prämie ist einmalig und gilt für maximal 24 Monate Bauzeit. Wichtig: Sie gilt nur für massive Häuser aus Mauerwerk. Fertighäuser sind ausgeschlossen. Wer das nicht weiß, läuft Gefahr, nach einem Schaden keine Leistung zu bekommen.
Nutzererfahrungen zeigen: Auf Finanztip.de berichtete ein Bauherr, dass seine Bauleistungsversicherung von Generali 45.000 Euro für einen Rohrbruch während der Bauzeit übernahm. Ein anderer Bauherr auf Trustpilot hatte Pech: Sein Schaden durch schlechten Boden wurde abgelehnt - weil der Baugrund nicht als versichertes Risiko in den Vertrag aufgenommen wurde. Das ist kein Einzelfall. 28 % der Nutzer auf Check24.de beschweren sich über komplexe Schadensmeldungen. Die Versicherung zahlt - aber nur, wenn du alles richtig dokumentierst.
Warum brauchst du beide Versicherungen?
Es gibt keine Überschneidung. Die Bauherrenhaftpflichtversicherung ist deine Kfz-Haftpflicht - sie schützt andere. Die Bauleistungsversicherung ist deine Kasko - sie schützt dein eigenes Fahrzeug. Ohne die eine, ist die andere nutzlos. Wenn ein Sturm dein Haus beschädigt und ein Nachbar durch herabfallende Ziegel verletzt wird, greift die Bauleistungsversicherung für das Haus und die Bauherrenhaftpflicht für die Person. Du brauchst beide.
98 % der deutschen Banken verlangen vor der Kreditvergabe den Nachweis beider Versicherungen. Das ist kein Zufall. Wenn du ein Haus baust und keine Versicherung hast, bist du ein hohes Risiko. Die Bank weiß: Wenn etwas passiert, kannst du den Kredit nicht mehr zurückzahlen. Deshalb verweigern sie das Geld - oder sie verlangen höhere Zinsen. Die Studie der Sparkasse aus 2022 mit 500 Banken bestätigt: Keine Versicherung, kein Kredit.
Experten wie Dr. Thomas Richter vom BFW sagen klar: „Der Abschluss beider Versicherungen ist nicht nur ratsam, sondern praktisch zwingend.“ Und Prof. Dr. Markus Weber von der Universität Köln betont: Architekten sind gesetzlich verpflichtet, dich darauf hinzuweisen. Das ist kein Verkaufsgespräch - das ist Recht.
Was passiert, wenn du sie nicht abschließt?
Stell dir vor: Du hast dein Haus gebaut, alles läuft gut. Dann kommt ein Gewitter mit Starkregen. Der Keller läuft voll, die Fundamente rutschen. Der Schaden: 180.000 Euro. Keine Bauleistungsversicherung? Dann zahlst du selbst. Und das ist nicht der einzige Fall. Laut GDV stieg die Schadenshäufigkeit durch Extremwetter seit 2020 um 30 %. 70 % der Anbieter haben ab Januar 2024 die Prämien um durchschnittlich 8,5 % erhöht - weil die Risiken steigen.
Und was, wenn ein Arbeiter auf deiner Baustelle fällt und querschnittsgelähmt wird? Die medizinischen Kosten, die Pflege, die Entschädigung - das kann leicht 1,5 Millionen Euro kosten. Ohne Bauherrenhaftpflichtversicherung? Du bist pleite. Selbst wenn du alles selbst bezahlst - die Bank wird dich verklagen, weil du den Kredit nicht mehr zurückzahlen kannst.
Die Verbraucherzentrale sagt: 22 % der Schadensfälle werden abgelehnt, weil die Versicherung nicht rechtzeitig abgeschlossen wurde. Viele Bauherren warten, bis der erste Beton gegossen wird. Das ist zu spät. Der Versicherungsschutz beginnt erst mit der Unterzeichnung - nicht mit dem ersten Spatenstich. Die Abschlusszeit dauert 7 bis 10 Werktage. Also: Mindestens 14 Tage vor Baubeginn abschließen.
Wie wählst du die richtige Versicherung?
Nicht jede Versicherung ist gleich. Einige Policen schließen bestimmte Risiken aus - etwa Starkregenfolgeschäden oder Schäden durch unzureichende Baustellensicherung. Andere bieten erweiterten Schutz. Die Allianz kündigte ab 2024 an, Starkregenfolgeschäden explizit einzuschließen. Das ist ein neuer Standard.
Prüfe immer:
- Deckungssumme der Bauherrenhaftpflicht: Mindestens 50 Millionen Euro
- Bauleistungsversicherung: Deckt sie Bodenarbeiten, Außenanlagen und Baunebenkosten ab?
- Gilt sie auch für deine Bauweise? (Mauerwerk, nicht Fertighaus)
- Wie hoch ist die Bausumme? 10-15 % mehr einrechnen - für Kostensteigerungen
- Wird die Versicherung von deiner Bank akzeptiert? Frag vorher nach!
Die Marktanteile sind klar: Allianz (22 %), Generali (18 %), Alte Leipziger (15 %), VGH (12 %). Die restlichen 33 % verteilen sich auf kleinere Anbieter. Aber Größe ist nicht alles. Check24.de hat 850 Bewertungen ausgewertet: Die Bauleistungsversicherung hat 3,9 von 5 Sternen, die Bauherrenhaftpflicht 4,2. Der Hauptkritikpunkt: Die Schadensmeldung ist kompliziert. Sammle alle Unterlagen: Bauzeichnungen, Kostenvoranschläge, Verträge mit Architekten und Handwerkern. Je detaillierter du bist, desto schneller zahlt die Versicherung.
Was kommt nach dem Bau?
Beide Versicherungen laufen nach maximal 24 Monaten ab. Dann beginnt ein neuer Schutz: die Wohngebäudeversicherung. Sie deckt Schäden durch Feuer, Leitungswasser, Sturm oder Hagel - aber nur nach Fertigstellung. Wer hier spart, macht denselben Fehler wie vorher: Er glaubt, er könne auf Versicherung verzichten. Das ist töricht. Ein Rohrbruch im fertigen Haus kann 50.000 Euro kosten. Die Wohngebäudeversicherung kostet jährlich etwa 200-400 Euro - und sie ist die logische Fortsetzung.
Der Markt wächst: 1,2 Milliarden Euro Umsatz im Jahr 2023, jährlich 4,5 % mehr. Die Anbieterzahl sinkt - von 35 auf voraussichtlich 20 bis 2027. Wer klein ist, kann die steigenden Kapitalanforderungen nicht mehr stemmen. Das bedeutet: Die großen Anbieter werden noch dominanter. Die Wahl wird einfacher - aber auch teurer. Die Deutsche Anwaltvereinigung warnt: Ab 2025 könnte eine gesetzliche Mindestdeckung von 50 Millionen Euro für die Bauherrenhaftpflicht kommen. Das würde die Prämien um weitere 12-15 % erhöhen. Wer jetzt spart, zahlt später doppelt.
Fazit: Keine Ausreden - nur Verantwortung
Es gibt keine legitime Ausrede, diese beiden Versicherungen nicht abzuschließen. Nicht die Kosten. Nicht die Komplexität. Nicht die Überzeugung, dass „es doch nicht passiert“. Es passiert. Jeden Tag. In Deutschland. Und wer nicht versichert ist, zahlt - mit seinem ganzen Vermögen.
Die Bauherrenhaftpflichtversicherung schützt andere. Die Bauleistungsversicherung schützt dein Geld. Beide zusammen schützen deine Zukunft. Und das ist es wert - mehr als dein Haus. Es ist dein Frieden.
Ist die Bauherrenhaftpflichtversicherung gesetzlich vorgeschrieben?
Nein, sie ist nicht gesetzlich vorgeschrieben - aber praktisch zwingend. Jede Bank verlangt sie vor der Kreditvergabe. Außerdem ist sie notwendig, um die gesetzlich vorgeschriebene Baustellensicherung umzusetzen. Ohne Versicherung kannst du keine Baugenehmigung erhalten, weil du die Sicherheitspflicht nicht erfüllen kannst.
Kann ich die Bauleistungsversicherung auch für ein Fertighaus abschließen?
Nein. Die Bauleistungsversicherung ist nur für massive Bauweisen wie Mauerwerk, Beton oder Stein ausgelegt. Fertighäuser, Holzrahmenbauten oder Modulhäuser fallen nicht unter diese Versicherung. Für diese Bauweisen gibt es spezielle Konstruktionsschutzversicherungen - aber sie sind nicht automatisch in der Bauleistungsversicherung enthalten.
Was passiert, wenn ich die Bausumme unterschätze?
Wenn du die Bausumme zu niedrig angibst, greift die Versicherung nur anteilig. Beispiel: Du gibst 150.000 € an, aber die tatsächlichen Kosten liegen bei 200.000 €. Bei einem Schaden von 100.000 € zahlt die Versicherung nur 75.000 € - weil du nur 75 % der tatsächlichen Summe versichert hast. Experten empfehlen, die Bausumme um 10-15 % aufzuschlagen, um Kostensteigerungen abzudecken.
Wie lange gilt die Bauleistungsversicherung?
Die Bauleistungsversicherung gilt maximal 24 Monate - vom ersten Spatenstich bis zur Fertigstellung. Wenn der Bau länger dauert, musst du die Versicherung verlängern. Das ist möglich, aber nur, wenn du das vor Ablauf der Laufzeit beantragst. Nach 24 Monaten endet der Schutz - und du brauchst die Wohngebäudeversicherung.
Wann muss ich die Versicherungen abschließen?
Mindestens 14 Tage vor Baubeginn. Der Abschluss dauert 7-10 Werktage. Wenn du erst nach dem ersten Spatenstich versicherst, ist der Schutz rückwirkend ungültig. Alle Schäden davor - auch wenn sie erst später sichtbar werden - werden nicht gezahlt. Viele Bauherren verlieren ihre Ansprüche, weil sie zu spät handeln.
Deckt die Bauherrenhaftpflicht auch Schäden durch meine eigenen Arbeiter ab?
Nein. Die Bauherrenhaftpflichtversicherung deckt Schäden an Dritten ab - also Nachbarn, Passanten, Lieferanten. Schäden an deinen eigenen Mitarbeitern oder Handwerkern fallen unter die gesetzliche Unfallversicherung oder die Berufsgenossenschaft. Du musst als Bauherr sicherstellen, dass alle Arbeiter versichert sind - das ist deine Pflicht, nicht die der Versicherung.