Warum der Dachüberstand und die Traufe oft übersehen werden - und warum das teuer werden kann
Ein Dachüberstand von nur 50 Zentimetern mag auf den ersten Blick ausreichen. Aber wenn Regenwasser an der Fassade herunterläuft, weil der Überstand zu kurz ist, dann wird die Wand nass. Und nasse Wände führen zu Schimmel, zu feuchtem Putz, zu abblätternder Farbe - und irgendwann zu teuren Sanierungen. Die Traufe ist der Übergang, wo das Wasser vom Dach in die Rinne fließt. Ist sie falsch ausgeführt, läuft das Wasser nicht in die Rinne, sondern hinter sie - und das ist der Anfang vom Ende für die Dachkonstruktion.
In Österreich und Deutschland haben über zwei Drittel der Häuser einen zu kurzen Dachüberstand. Das hat die Deutsche Energie-Agentur (dena) 2022 dokumentiert. Das Problem: Wer später die Fassade dämmt, braucht mindestens 70 Zentimeter Überstand, sonst passt die Dämmung nicht richtig an. Und wenn der Überstand nicht richtig am Dachstuhl befestigt ist, kann er bei Schnee oder Sturm abbrechen. Das ist kein theoretisches Risiko. Im Bauexpertenforum.de berichtete ein Nutzer 2022 von einem eingestürzten Überstand nach einem Schneefall - weil er die Sparren einfach mit Holzverbindern verlängert hatte. Keine statische Berechnung. Keine Genehmigung. Kein Wunder, dass es brach.
Was ist der Dachüberstand - und was macht die Traufe?
Der Dachüberstand ist der Teil des Daches, der über die Außenwand hinausragt. Er schützt die Fassade vor Regen, Schnee und direkter Sonneneinstrahlung. Er ist kein Zierdelement - er ist ein technisches Bauteil. Der durchschnittliche Überstand liegt zwischen 70 und 100 Zentimetern. In manchen Regionen, besonders in Gebieten mit starkem Wind oder Schneefall, sind sogar 120 Zentimeter nötig. Die genaue Länge steht nicht im Baugesetzbuch, sondern bei Ihrem örtlichen Bauamt.
Die Traufe ist der untere Rand des Daches, an dem das Wasser abläuft. Sie ist kein flaches Brett, sondern ein komplexer Verbund aus Dachdeckung, Traufblech, Dachbahnen und Unterkonstruktion. Hier entscheidet sich, ob das Wasser sauber in die Rinne fließt - oder in die Dachkonstruktion eindringt. Bei einer Dachneigung von mehr als 22 Grad muss die Dachdeckung das Traufblech um mindestens 100 Millimeter überdecken. Bei 15 bis 22 Grad sind es 150 Millimeter, bei weniger als 15 Grad sogar 200 Millimeter. Das ist keine Empfehlung, das ist eine technische Vorgabe aus der Norm EN 1991-1-4.
Streichen oder verkleiden? Die zwei Hauptmethoden im Vergleich
Wenn der Dachüberstand verwittert ist, gibt es zwei Wege: streichen oder verkleiden. Beides ist möglich - aber nicht gleich sinnvoll.
Streichen ist günstig. Die Materialkosten liegen bei 3 bis 5 Euro pro Quadratmeter. Aber es ist nur eine Oberflächenbehandlung. Holz bleibt Holz - und wird mit der Zeit feucht, quillt, fault. Wenn Sie streichen, müssen Sie alle drei bis fünf Jahre nacharbeiten. Und nur, wenn Sie die gesamte Unterseite abnehmen und gründlich abgeschliffen haben, hält die Farbe länger. Sonst blättert sie an den Nägeln und Schrauben ab - und Feuchtigkeit sammelt sich darunter.
Verkleiden ist teurer, aber dauerhafter. Die Kosten liegen zwischen 15 und 50 Euro pro Quadratmeter, je nach Material. Holzpaneele aus Douglasie oder Lärche sehen schön aus, sind aber pflegeintensiv. Sie müssen vor der Montage mindestens zweimal gestrichen oder geölt werden. Die Montage erfolgt mit Edelstahlschrauben an einer Unterkonstruktion oder direkt an den Sparren. Wichtig: Die Paneele müssen quer verlegt werden, nicht längs. Sonst verziehen sie sich bei Feuchtigkeit.
Kunststoffpaneele aus PVC oder Hohlkammerprofilen sind wartungsarm. Sie verrotten nicht, werden nicht von Insekten befallen. Aber sie dehnen sich bei Hitze aus. Deshalb muss bei der Montage ein Spielraum von mindestens 5 Millimetern zwischen den Paneelen gelassen werden. Sonst biegen sie sich nach oben - und sehen unprofessionell aus.
Wie verlängern Sie den Dachüberstand richtig - und warum das fast immer ein Profi braucht
Wenn der Überstand zu kurz ist, um die Fassadendämmung anzuschließen, müssen Sie ihn verlängern. Das ist kein DIY-Projekt für Hobbyhandwerker. Es ist eine statische Aufgabe.
Es gibt zwei Methoden: die Dachlattenverlängerung mit Stahl-U-Profilen oder die Sparrenverlängerung mit Aufsteckschuhen.
Stahl-U-Profil-Methode ist die einfachere und sicherere Variante. Die Profile werden zwischen die Dachlatten geschoben und mit Schrauben befestigt. Sie können bis zu 450 Millimeter Überstand bringen und tragen bis zu 185 Kilogramm pro Profil. Das ist ausreichend für Ziegel, Schiefer oder Betondachsteine. Die Montage ist schnell, wenn die Dacheindeckung ohnehin erneuert wird. Viele Hersteller wie DÖRKEN MKS-Systeme bieten fertige Systeme an, die die Montagezeit um 30 % reduzieren.
Sparrenverlängerung ist komplexer. Hier wird der Sparrenkopf mit einem verzinkten Stahl-Aufsteckschuh verlängert. Der Schuh wird mit Bolzen an den Sparren geschraubt. Aber: Jeder Sparren trägt das Gewicht der Dachdeckung - und das ist viel. Ein Quadratmeter Ziegeldach wiegt 50 bis 70 Kilogramm. Bei Windlasten wird es noch mehr. Ohne statische Berechnung ist das ein Risiko. Ein Statiker muss prüfen, ob die Sparren die zusätzliche Last tragen können. Und das Gutachten brauchen Sie für die Genehmigung beim Bauamt. Ohne Genehmigung ist die Sanierung rechtswidrig - und die Versicherung zahlt nicht, wenn etwas kaputtgeht.
Die Traufe richtig ausbauen - drei Fehler, die fast jeder macht
Die Traufe ist der kritischste Punkt bei der Sanierung. Hier laufen die meisten Fehler zusammen.
Fehler 1: Zu wenig Überdeckung des Traufblechs. Die Dachbahnen müssen das Traufblech ordentlich überdecken - sonst läuft Wasser darunter. Die Mindestwerte sind: 100 mm bei 22° Neigung, 150 mm bei 15-22°, 200 mm bei weniger als 15°. Wer das ignoriert, baut eine Feuchtigkeitsfalle.
Fehler 2: Keine Unterkonstruktion bei unebenen Sparren. Wenn die Sparrenköpfe nicht in einer Linie liegen, kann man kein gerades Profilbrett anbringen. Dann muss eine Lattung als Unterkonstruktion montiert werden. Sonst hängt die Traufe schief - und das Wasser fließt nicht in die Rinne.
Fehler 3: Unzureichende Abdichtung an der Fassade. Die Traufe schließt an die Fassade an. Wenn hier keine Dichtung oder ein Überstandsbrett fehlt, dringt Wasser in den Wandanschluss ein. Das führt zu Holzfäule im Dachstuhl oder zu Schimmel an der Innenseite der Wand. Hier hilft nur ein professioneller Anschluss mit Dichtbahn und Dachrinnenanschluss.
Was Sie vorher prüfen müssen - Checkliste für die Vorbereitung
- Prüfen Sie die Länge des Überstands: Messen Sie von der Außenwand bis zur Dachkante. Mindestens 70 cm sind nötig. Bei Dämmung besser 80-100 cm.
- Prüfen Sie die Dachneigung: Mit einem Neigungsmesser oder einer Wasserwaage. Die Werte bestimmen, wie viel die Dachdeckung das Traufblech überdecken muss.
- Prüfen Sie den Zustand der Sparren: Sind sie faul, verknickt, angegriffen? Dann müssen sie erst ersetzt werden - nicht verlängert.
- Prüfen Sie die Bauvorschriften: Rufen Sie das örtliche Bauamt an. In Salzburg, Tirol oder Vorarlberg können die Anforderungen anders sein als in Bayern oder Niedersachsen.
- Prüfen Sie die Statik: Wenn Sie den Überstand verlängern wollen: Holen Sie ein Gutachten ein. Keine Ausnahme.
- Prüfen Sie die Sicherheit: Arbeiten in der Höhe sind gefährlich. Sind Sie unsicher? Dann holen Sie einen Dachdecker. Ein Tag Arbeit kostet weniger als ein Sturz.
Was kostet die Sanierung - und lohnt sich das?
Die Kosten variieren stark. Hier eine grobe Orientierung (Stand 2025):
- Streichen des Überstands: 15-25 €/m² (inkl. Material, Untergrundvorbereitung, Arbeit)
- Verkleiden mit Holz: 35-50 €/m²
- Verkleiden mit Kunststoff: 25-40 €/m²
- Verlängerung mit U-Profilen (bis 50 cm): 80-120 €/m² (inkl. Statik, Genehmigung, Montage)
- Neuverkleidung + Traufsanierung: 100-150 €/m²
Das klingt viel. Aber denken Sie an die Folgekosten: Ein feuchter Keller, Schimmel an der Wand, abgebrochene Dachrinnen, beschädigte Fassade - das kostet schnell 10.000 Euro oder mehr. Die Sanierung des Dachüberstands und der Traufe ist keine Ausgabe - es ist eine Investition in die Haltbarkeit Ihres Hauses.
Und es gibt Förderung. Die KfW fördert Dachsanierungen, wenn sie mit Dämmung verbunden sind. Auch bei der Verlängerung des Überstands für eine bessere Fassadendämmung können Sie bis zu 20 % der Kosten zurückbekommen - wenn Sie die Unterlagen richtig einreichen.
Was kommt danach? Der nächste Schritt bei der Dachsanierung
Wenn der Dachüberstand und die Traufe saniert sind, ist der nächste logische Schritt die Fassadendämmung. Ein guter Überstand ermöglicht eine vollflächige Dämmung bis zur Dachkante - ohne Wärmebrücken. Das ist der Schlüssel zur Energieeffizienz. Ohne diesen Anschluss bleibt die Dämmung wirkungslos.
Und wenn Sie die Fassade dämmen, sollten Sie auch die Fensteranschlüsse prüfen. Und die Dachrinnen. Und die Entwässerung. Alles hängt zusammen. Eine Dachsanierung ist kein Einzelprojekt - sie ist der Anfang einer ganzheitlichen Sanierung.
Personenkommentare
Endlich mal jemand der nicht nur vom Dachdecker-Blabla schwatzt, sondern wirklich versteht, was bei der Traufe passiert. Ich hab letztes Jahr meinen Überstand um 40 cm verlängert und die Fassade danach gedämmt - seitdem kein Tropfen mehr an der Wand. Wer das nicht macht, baut sich eine Schimmelküche.
Und nein, streichen reicht nicht. Holz wird feucht. Punkt.
Ach ja, die berühmte 'technische Vorgabe aus der Norm EN 1991-1-4'. Und wer hat das nochmal unterschrieben? Der Dachdecker? Der Statiker? Oder der Typ, der in der KfW-Broschüre den Kugelschreiber hingehalten hat?
Wahrscheinlich der gleiche, der mir letztes Jahr gesagt hat, ich bräuchte 120 cm Überstand, weil 'in Österreich ist es so'. Ich wohne in Köln. Nicht in Salzburg. Und nein, ich werde nicht 150 €/m² ausgeben, nur weil jemand eine Norm zitiert, die er nicht versteht.
Falsche Grammatik in der gesamten Anleitung. Es heißt 'Dachüberstand', nicht 'Dach Überstand'. 'Traufe' ist feminin, nicht neutral. 'Unterkonstruktion' wird mit 'einer' bezeichnet, nicht mit 'ein'. Und wer schreibt '15 bis 22 Grad' ohne Bindestrich? Das ist nicht nur ungenau, das ist unprofessionell.
Die Norm EN 1991-1-4 verlangt zudem eine Mindestlast von 0,75 kN/m² für Windlasten - das steht nirgends. Diese Anleitung ist eine Gefahr für die Baukultur.
Diejenigen, die 'Streichen ist günstig' schreiben, haben noch nie eine verwitterte Holztraufe mit einem Pinsel angefasst. Es ist nicht günstig. Es ist ein Verlust von Zeit, Geld und Nerven. Ich hab drei Jahre lang jedes Jahr gestrichen. Am Ende war das Holz so aufgeweicht, dass ich es mit dem Fuß durchtreten konnte.
Verkleiden. Punkt. Und zwar mit Lärche. Und mit 10 mm Spielraum. Und mit Edelstahl. Sonst kommt das ganze Zeug wieder runter.
Wusstet ihr, dass die KfW-Förderung eigentlich von der EU-Kommission kontrolliert wird? Und dass die Norm EN 1991-1-4 von einem Geheimbund aus Architekten und Dachdecker-Verbänden geschrieben wurde, um kleine Handwerker auszuschalten? Ich hab die Originaldokumente gesehen. Die 70 cm sind eine künstliche Grenze. Die Wahrheit? Die Industrie will, dass du neue Materialien kaufst. Nicht, dass du dein Dach reparierst.
PS: Ich hab einen Drone-Scan von 300 Dächern gemacht. 87% haben falsche Traufen. Und nein, ich hab nicht gesagt, wo ich das gesehen hab. ;)
Ich hab vor zwei Jahren genau das gemacht: Überstand verlängert, Traufe neu gemacht, dann die Fassade gedämmt. Es war ein Aufwand, aber es hat sich so sehr gelohnt. Kein Schimmel mehr, keine kalten Ecken im Winter, und die Heizkosten sind um 30% runter.
Es fühlt sich an, als würde das Haus atmen. Und das ist mehr als nur Technik. Das ist Zuhause.
Ich liebe es, wenn Leute sagen, 'eine Statik ist nicht nötig'... und dann nach drei Jahren der Überstand auf den Rasen fällt und die Versicherung sagt, 'nein, das war nicht genehmigt'.
Ja, die Kosten sind hoch. Aber was ist höher? Dein Leben? Dein Haus? Dein Ruhestand, den du mit Reparaturen verbringen musst, weil du 'gespart' hast?
Ich hab das letztes Jahr gemacht. Mit Gutachten. Mit Genehmigung. Mit allem. Und ich bin nicht arm. Ich bin klug. Und ich hab endlich Ruhe. Und ja, ich habe ein paar Tränen vergossen, als der Dachdecker das letzte Profil montiert hat. Das war kein Job. Das war eine Befreiung.
U-Profil. 450 mm. 185 kg. Fertig. Kein Geheimnis. Keine Statik nötig, wenn du das System nimmst. Und keine Traufpaneele mit Holz. PVC. Mit Spielraum. Punkt.
Ich hab 1998 mein Elternhaus mit einem Dachüberstand von 55 cm geerbt. Keine Ahnung, wer das gebaut hat, aber es war ein Verbrechen. Jedes Jahr im Herbst musste ich das Traufblech mit Klebeband abdichten, weil das Wasser hinter die Rinne lief. Dann kam 2018 die Dämmung. Und ich dachte: Jetzt wird’s teuer. Aber nein. Ich hab das U-Profil-System von DÖRKEN genommen. Einfach zwischen die Latten schieben. Kein Bohren. Kein Schweißen. Keine Genehmigung nötig, weil es als Ersatzteil gilt. Und die Kosten? 92 €/m² inklusive Montage. Und jetzt? Kein Tropfen mehr. Kein Schimmel. Kein Stress. Und ich hab das selbst gemacht. Mit einer Leiter. Und einem Schraubendreher. Und einem guten Gefühl. Weil ich endlich verstanden hab, dass ein Dach nicht nur aus Ziegeln besteht. Es ist ein System. Ein lebendiges, dynamisches System. Und wenn du es nicht verstehst, dann wird es dich eines Tages mit einem 20.000-Euro-Rechnung überraschen. Und dann wirst du dich fragen: Warum hab ich nicht früher zugehört?